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Body Condition Score für Reptilien

Der Begriff “Body Condition Score” ist eine Standardskala, die von Tierärzten verwendet wird, um das Körpergewicht eines Tieres subjektiv im Verhältnis zu dem zu bewerten, was für eine bestimmte Tierart als “normal” angesehen wird; sie wird am häufigsten zur Beschreibung von Hunden und Katzen verwendet. Diese Skala reicht in der Regel von 1 bis 9, wobei 1 für Abmagerung, 5 für normales Gewicht und 9 für Fettleibigkeit steht.

Dieselbe Skala kann auch zur Beschreibung des Körperzustands anderer Tierarten verwendet werden, doch gibt es nur wenige Veröffentlichungen, in denen die genauen Kriterien für die Körperbewertung anderer Tiere als Hunde und Katzen definiert sind. Dies gilt insbesondere für Reptilien, von denen es so viele verschiedene Arten gibt.

Die ernährungsphysiologische Bedeutung von Temperatur und Licht für Reptilien

Leider sehen viele Reptilienhalter nur ihre eigenen Reptilien und haben daher keine Ahnung, dass ihr Tier stark übergewichtig oder sehr dünn ist. Dies ist vor allem bei Reptilien ein Problem, da diese Tiere in der Regel besondere Anforderungen an Ernährung, Temperatur, Licht und Luftfeuchtigkeit stellen, so dass viele Reptilienhalter ihre Tiere nicht nur falsch ernähren, sondern auch die Umgebung ihrer Haustiere nicht richtig pflegen.

Reptilien sind Heimtiere; ihre Körpertemperatur wird durch die Temperatur ihrer äußeren Umgebung bestimmt. Jedes Reptil hat einen bestimmten Temperaturbereich (seine bevorzugte optimale Temperaturzone oder POTZ), in dem sein Stoffwechsel, sein Immunsystem und sein Verdauungstrakt am besten funktionieren. Wenn sie nicht innerhalb dieses Temperaturbereichs gehalten werden, kann es sein, dass sie ihre Nahrung nicht richtig verdauen und keine optimale Körperkondition haben, selbst wenn sie ansonsten richtig gefüttert werden. Außerdem sind viele Reptilienhalter nicht darüber informiert, was ihre Tiere fressen sollten, oder sie füttern nur das, was ihr Tier am liebsten mag – ein Szenario, das häufig zu Unterernährung und entweder zu Übergewicht oder Auszehrung führt, je nachdem, was gefüttert wird.

Einige Reptilien sind Pflanzenfresser, andere sind Fleischfresser und wieder andere sind Allesfresser, die sowohl tierische als auch pflanzliche Nahrung zu sich nehmen. Reptilienhalter sollten wissen, welches Futter ihre Tiere benötigen, um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten.

Neben einer angemessenen Ernährung benötigen viele Reptilien auch ultraviolettes (UV-)Licht, um das Vitamin D in ihrer Haut zu aktivieren, das ihnen die Aufnahme von Kalzium aus der Nahrung ermöglicht. Ohne UV-Licht können selbst Reptilien, die angemessen gefüttert werden, aufgrund mangelnder Kalziumaufnahme dünn und verkümmert aussehen. Daher ist es für Reptilienhalter wichtig, nicht nur zu wissen, was sie ihren Tieren füttern, sondern auch, wie sie ihre Umgebung richtig einrichten, um sicherzustellen, dass die Tiere das UV-Licht und die Wärme erhalten, die sie brauchen, um ihre Nahrung richtig zu verstoffwechseln und zu verdauen.

Um Reptilienhalter über das richtige Körpergewicht ihrer Tiere aufzuklären, finden Sie hier einige allgemeine Richtlinien, die auf der Klassifizierung der Reptilien beruhen und anhand derer Sie feststellen können, ob Ihr Reptil die richtige Körperkondition hat.

Eidechsen

Es gibt viele verschiedene Arten von Eidechsen, und alle haben unterschiedliche Körperformen. Im Allgemeinen gilt eine Eidechse als zu dünn, wenn ihre Beinknochen, das Becken, die Hüften, der Schädel, die Rippen und die Wirbelsäule (die über die gesamte Rückenlänge sichtbar ist) durch die Haut hindurch vorstehen, weil sie Muskeln verloren haben. Viele Echsen – vor allem Leopardgeckos – verlieren Fett, das normalerweise im obersten Teil ihres Schwanzes gespeichert ist. Dieser Verlust an Schwanzfett wird gemeinhin als “Stockschwanz” bezeichnet.

Gesunde Echsen haben in der Regel so viel Fett in ihrem Schwanz, dass er fast so breit ist wie der Rest ihres Körpers. Sehr dünne Eidechsen können auch das Fett hinter ihren Augen verlieren, wodurch ihre Augäpfel weiter in die Augenhöhlen zurücksinken.

Übergewichtige Eidechsen hingegen können eine dicke Fettschicht auf dem Rücken und an den Seiten haben, so dass es unmöglich ist, ihre Wirbelsäule und Rippen darunter zu spüren. Außerdem haben viele fette Echsen Fettablagerungen unter dem Hals, so dass sie aussehen, als hätten sie Wangen, und ihr Rumpf kann eher birnenförmig als schlank sein. Bei fettleibigen Eidechsen kann sich auch so viel Fett im Schwanz ablagern, dass der Schwanz breiter als der Körper ist.

Wasserschildkröten und Landschildkröten

Da diese Tiere in einem knöchernen Panzer leben, ist es oft schwierig zu beurteilen, ob sie das richtige Gewicht haben. Sehr dünne Schildkröten fühlen sich beim Aufheben leicht an, weil ihnen nicht nur Körperfett und Muskelmasse in den Gliedmaßen und am Hals fehlen, sondern auch Mineralien (wie Kalzium und Phosphor), die im Panzer eingelagert sind. Wie die Augen abgemagerter Eidechsen können auch die Augen dünner Schildkröten aufgrund des fehlenden Fetts hinter den Augen eingefallen aussehen. Bei dünnen Schildkröten können auch die Achselhöhlen und die Leisten (Innenseiten der Beine) eingefallen aussehen, weil sich dort kein Fett ablagert. Außerdem haben sie oft lose Hautlappen in diesen Bereichen sowie um den Hals, genau wie fettleibige Menschen, wenn sie große Mengen an Unterhautfett verlieren.

Übergewichtige Wasser- und Landschildkröten hingegen können große Mengen an Fett hinter ihren Augen haben, wodurch sie “glotzäugig” aussehen. Sie können auch große Fettablagerungen (in Form von Röllchen oder Falten) in den Achselhöhlen und Leisten sowie um die Knie und den Hals haben, so dass sie ihre Gliedmaßen oder den Kopf nicht vollständig in den Panzer zurückziehen können. Übergewichtige Sumpfschildkröten können so große Fettpolster an ihrem Körper haben, dass sie ihren Panzer nicht mehr vollständig schließen können.

Schlangen

Wie dünne Eidechsen haben auch dünne Schlangen ausgeprägte Rippen und Wirbel entlang ihres Rückens sowie einen ausgeprägten Schädel. Diese Knochen sind nicht nur durch die Haut sichtbar, sondern aufgrund der fehlenden Muskel- und Fettpolster auch bei Berührung der Schlange spürbar. Dünne Schlangen fühlen sich auch leicht an, wenn sie gehalten werden, und ihre Augen können eingefallen aussehen.

Bei fettleibigen Schlangen hingegen ist so viel Fett entlang der Wirbelsäule abgelagert, dass die Wirbel beim Abtasten des Rückens nicht zu spüren sind. Wenn eine Schlange nicht gerade gefressen hat, sollte die dünne Haut zwischen den Schuppen nicht sichtbar sein. Bei dicken Schlangen können sich an mehreren Stellen Fettklumpen unter der Haut ablagern, wodurch die Haut zwischen den Schuppen hervorsticht und der Körper uneben und weniger röhrenförmig erscheint. Übergewichtige Schlangen haben oft ein breiteres dorsales (von oben gesehen) Aussehen als ein laterales (von der Seite gesehen). Übergewichtige Schlangen können auch Fettfalten aufweisen, die sichtbar werden, wenn sie sich bewegen und in S-Form biegen.

Was Sie wissen müssen, bevor Sie sich ein Reptil als Haustier anschaffen

Reptilien haben sehr spezifische Ernährungs- und Umweltanforderungen, die erfüllt werden müssen, damit sie gut gedeihen. Potenzielle Besitzer müssen sich vor der Anschaffung eines dieser Tiere informieren, indem sie den Rat eines Tierarztes, der sich mit Herpetologie (Reptilien- und Amphibienpflege) auskennt, oder eines sachkundigen Reptilienzüchters einholen, um sicherzustellen, dass sie in der Lage sind, alles zu tun, was für eine optimale Gesundheit erforderlich ist. Um sicherzugehen, dass sie alles für ihre Tiere tun und dass die gesundheitlichen Bedürfnisse ihrer Tiere erfüllt werden, sollten sie auch weiterhin den Rat von Fachleuten einholen.

Reptilienbesitzer können Zoohandlungen, Reptilienzuchtbetriebe, Zoos und örtliche Reptilienausstellungen besuchen, um sich mit dem “Normalgewicht” für die jeweilige Reptilienart vertraut zu machen. Wie andere Tiere auch müssen Reptilien sich bewegen, um Fettleibigkeit zu vermeiden und eine normale Muskelentwicklung zu fördern, und sie müssen regelmäßig tierärztlich untersucht werden.

Wenn der Besitzer eines Reptils den Verdacht hat, dass sein Tier ein unangemessenes Gewicht hat oder sich in einem schlechten Gesundheitszustand befindet, sollte das Tier von einem qualifizierten Tierarzt untersucht werden, um sicherzustellen, dass es sich auf einem gesunden Weg befindet.

*Abgeleitet aus “Reptile ID: Expertentipps zu Art, Geschlecht und Body Condition Score”, von Stephen Barten, DVM

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