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Was ist getreidefreie Tiernahrung wirklich?
Getreidefreie Tiernahrung ist derzeit sehr beliebt. Aber sind sie wirklich gesünder für Ihr Haustier als andere Futtersorten? Sehen wir uns diese Frage einmal genauer an.
Es stimmt zwar, dass viele Haustiere mit getreidefreiem Futter gut zurechtkommen, aber es stimmt auch, dass diese Futtersorten eher als Reaktion auf die Vorlieben der Verbraucher (d. h. der Menschen) als auf die tatsächlichen Ernährungsbedürfnisse unserer Haustiere entwickelt wurden.
Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist der wichtigste Aspekt eines Heimtierfutters die Frage, ob das Futter eine vollständige und ausgewogene Ernährung bietet. Wenn das Futter einen Überschuss oder einen Mangel an bestimmten Nährstoffen enthält, leidet das Tier darunter. Dieses Konzept gilt unabhängig davon, ob das Futter Körner enthält oder nicht.
Jeder Bestandteil des Futters trägt mit einer eigenen Reihe von Nährstoffen zur Gesamtzusammensetzung des Futters bei. Die Zutaten müssen so zusammengesetzt sein, dass sie ein vollständiges Nährstoffprofil für Ihr Haustier ergeben, ohne dass es zu Überschüssen oder Mängeln kommt, die zu Krankheiten führen können. Es ist durchaus möglich, dass getreidefreies Futter diese Art der vollständigen Ernährung für Ihr Haustier bietet. Allerdings sind diese Diäten nicht die einzige oder sogar unbedingt die beste Option für jedes einzelne Haustier. Es gibt nicht die eine Diät oder Diätform, die für alle Haustiere perfekt ist. Mit anderen Worten: Kein Tierfutter ist eine Einheitslösung für die Ernährung von Haustieren.
Bedeutet getreidefrei auch kohlenhydratfrei?
Ein weiteres beliebtes Fütterungskonzept, das oft mit der Fütterung von getreidefreiem Tierfutter einherzugehen scheint, ist die Fütterung einer proteinreichen, kohlenhydratarmen Ernährung. Eine proteinreiche, kohlenhydratarme Ernährung hat durchaus ihre Berechtigung, insbesondere bei der Fütterung von diabetischen Katzen. Es ist jedoch wichtig, nicht davon auszugehen, dass eine getreidefreie Ernährung eine kohlenhydratarme Ernährung ist. Tatsächlich enthalten einige getreidefreie Futtersorten ähnliche oder sogar höhere Kohlenhydratwerte als getreidehaltige Futtersorten. In vielen getreidefreien Futtersorten ersetzen Zutaten wie Kartoffeln die Körner im Futter, und oft haben diese Zutaten mehr Kohlenhydrate als die üblichen Körner, die in Heimtierfutter verwendet werden. Daher sind getreidefreie und kohlenhydratarme Tiernahrung nicht immer gleichbedeutend.
Ist getreidefreies Tierfutter “natürlicher”?
Befürworter einer getreidefreien Ernährung behaupten manchmal, Getreide sei eine unnatürliche Nahrungsquelle für unsere Haustiere. Sie argumentieren, dass die Vorfahren unserer heutigen Hunde und Katzen kein Getreide gegessen haben. Man könnte jedoch argumentieren, dass Kartoffeln und andere Formen von Kohlenhydraten für unsere Haustiere nicht “natürlicher” sind als Körner. Glücklicherweise haben sich unsere Haustiere (Hunde und Katzen gleichermaßen) so entwickelt, dass sie sowohl Getreide als auch viele andere Kohlenhydratquellen (einschließlich Kartoffeln) verdauen können.
Was ist mit Katzen- und Hundefutter-Allergien?
Ein weiterer weit verbreiteter Irrtum, dem viele Tierhalter zum Opfer fallen, ist die Annahme, dass getreidefreie Ernährung die beste Ernährung für Haustiere mit Nahrungsmittelallergien ist. Zwar kommen Nahrungsmittelallergien bei Haustieren vor, doch gehören Mais und andere Getreidesorten nicht zu den häufigsten Allergenen in Nahrungsmitteln. Einigen Forschungsergebnissen zufolge ist Mais sogar eine der unwahrscheinlichsten Quellen für Nahrungsmittelallergien. In einer Literaturübersicht 1 wurden 278 Hunde mit Nahrungsmittelallergien untersucht, und für jeden Hund wurde die problematische Zutat eindeutig identifiziert. Rindfleisch war das häufigste Allergen, das für 95 der gemeldeten Fälle verantwortlich war. Milchprodukte waren für 55 Fälle verantwortlich und damit die zweithäufigste Ursache. Mais wurde nur in 7 Fällen als Verursacher identifiziert. Bei Katzen stellt sich die Situation ähnlich dar. Sechsundfünfzig Katzen wurden in dieser Studie untersucht 2 . Fünfundvierzig der Nahrungsmittelallergien waren auf den Verzehr von Rindfleisch, Milchprodukten und/oder Fisch zurückzuführen. Mais war dagegen nur in 4 Fällen die Ursache.
Die Fütterung einer getreidefreien Ernährung ist eine legitime Option für Ihr Haustier. Allerdings muss bei einer getreidefreien Ernährung darauf geachtet werden, dass das Futter für Ihr Haustier eine vollständige und ausgewogene Ernährung enthält. Wählen Sie Zutaten, mit denen Sie als Tierhalter zufrieden sind. Denken Sie jedoch daran, dass langfristig gesehen das Nährstoffprofil und nicht die einzelnen Inhaltsstoffe des Tierfutters entscheidend sind.
Wie bei allen Dingen, die mit der Gesundheit Ihres Haustieres zu tun haben, ist Ihr Tierarzt die beste Informationsquelle für Tiernahrung. Ihr Tierarzt kennt sich mit allen Arten von Heimtiernahrung aus und kann Ihnen dabei helfen, die für Ihr Tier am besten geeignete Nahrung zu finden.
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