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Schluckbeschwerden bei Hunden
Dysphagie, der medizinische Begriff für Schluckbeschwerden, kann anatomisch als orale Dysphagie (im Maul), pharyngeale Dysphagie (im Rachen selbst) oder kricopharyngeale Dysphagie (am hinteren Ende des Rachens, der in die Speiseröhre mündet) auftreten.
Symptome und Arten
Orale Dysphagie kann durch eine Kieferlähmung, eine Zungenlähmung, eine Zahnerkrankung, eine Schwellung oder einen Schwund der Kaumuskulatur oder durch eine Unfähigkeit, das Maul zu öffnen, verursacht werden. Tiere mit oraler Dysphagie fressen oft auf eine veränderte Art und Weise, z. B. indem sie den Kopf zur Seite neigen oder ihn beim Fressen nach hinten werfen. In den Backenfalten des Mauls verpackte Nahrung ohne Speichel sind ebenfalls typische Anzeichen für orale Dysphagie.
Von einer pharyngealen Dysphagie spricht man, wenn der Hund zwar Nahrung aufnehmen kann, aber wiederholt versuchen muss zu schlucken, während er Kopf und Hals beugt und streckt, übermäßig kaut und würgt. Die Nahrung wird zwar in den Backenfalten des Mundes zurückgehalten, ist aber mit Speichel überzogen. Der Würgereflex ist vermindert und es kann zu rotzigem Ausfluss aus der Nase kommen.
Bei der cricopharyngealen Dysphagie kann es dem Hund nach mehreren Versuchen gelingen, zu schlucken, aber danach würgt er, hustet und wirft das Futter gewaltsam wieder hoch. Im Gegensatz zur pharyngealen Dysphagie ist der Würgereflex normal. Tiere, die an einer cricopharyngealen Dysphagie leiden, sind oft sehr dünn.
Ursachen
- Entzündung des Pharynx
- aufgrund eines Abszesses
- Entzündliche Wucherungen
- Gewebe im Maul, das mit weißen Zellen und veränderten Makrophagen (den Körperzellen, die Bakterien fressen) gefüllt ist
- Vergrößerung der Lymphknoten hinter dem Pharynx
- Krebs
- Fremdkörper
- Eine Speicheltasche, die in den Körper abfließt
- Kiefergelenkserkrankungen aufgrund von Frakturen oder Luxationen (bei denen die Kiefer aus dem Gelenk rutschen)
- Unterkieferfraktur
- Gaumenspalte – Fehlbildung des Gaumendachs
- Störung des Zungenbändchens – eine kleine Gewebefalte auf der Zunge
- Trauma/Verletzung des Mundes
Dysphagie durch Schmerzen:
- Zahnerkrankungen (z. B. Zahnfrakturen, Abszesse)
- Trauma des Unterkiefers
- Entzündungen im Mundraum
- Entzündung der Zunge
- Entzündung des Pharynx
- Hirnnervendefizite
- Schädigung des Trigeminusnervs (Nerv, der die Kaumuskeln stimuliert)
- Gelähmte Zunge – Schädigung des siebten Nervs, des Nervs, der die Gesichtsmuskeln steuert
- Entzündung der Kaumuskeln
Ursachen der Pharynxschwäche ode r-lähmung:
- Infektiöse Polymyositis (z. B. Toxoplasmose, Neosporose)
- Immunvermittelte Polymyositis (erblich bedingte Muskelentzündung durch eine Immunkrankheit)
- Muskeldystrophie
- Polyneuropathien – Probleme mit mehreren Nerven
- Störungen der myoneuralen Verbindung (wenn die Nerven nicht das Signal erhalten, das die Muskeln zum Handeln anregt), z. B. Myasthenia gravis, Zeckenlähmung, Botulismus)
- Tollwut
- Andere Erkrankungen des Gehirns
Diagnose
Sie müssen eine gründliche Anamnese des Gesundheitszustands Ihres Hundes, des Auftretens der Symptome und möglicher Vorfälle, die zu diesem Zustand geführt haben könnten, wie z. B. kürzliche Krankheiten oder Verletzungen, erstellen. Ihr Tierarzt wird Standardtests anordnen, darunter ein chemisches Blutprofil, ein vollständiges Blutprofil und eine Urinuntersuchung. Diese Tests geben Aufschluss darüber, ob Ihr Haustier eine Infektionskrankheit, eine Nierenerkrankung oder eine Muskelverletzung hat. Bei der körperlichen Untersuchung ist es wichtig, dass Ihr Tierarzt zwischen Erbrechen und Schluckstörungen unterscheidet. Erbrechen geht mit Bauchkontraktionen einher, Dysphagie dagegen nicht.
Ihr Tierarzt kann auch Blut abnehmen, um Labortests für entzündliche Erkrankungen der Kaumuskeln, wie Kaumuskelmyositis, sowie für Myasthenia gravis, immunvermittelte Krankheiten, Hyperadrenokortizismus und Hypothyreose durchzuführen.
Ihr Tierarzt wird Röntgen- und Ultraschallbilder von Schädel und Hals Ihres Hundes anfertigen, um ihn auf Anomalien zu untersuchen. Eine Ultraschalluntersuchung des Rachens hilft Ihrem Tierarzt, Geschwüre zu erkennen und bei Bedarf Gewebeproben zu entnehmen. Wenn Ihr Tierarzt den Verdacht hat, dass Ihr Hund einen Hirntumor hat, wird eine Computertomographie (CT) und/oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt, um den Tumor zu lokalisieren und seinen Schweregrad zu bestimmen.
Behandlung
Die Behandlung hängt von der zugrundeliegenden Ursache der Dysphagie ab. Wenn die Probleme Ihres Hundes beim Fressen durch eine Anomalie im Maul (orale Dysphagie) verursacht werden, müssen Sie Ihren Hund füttern, indem Sie einen Futterball hinten im Rachen platzieren und ihm beim Schlucken helfen. Patienten, die an einer pharyngealen oder cricopharyngealen Dysphagie leiden, kann man beim Fressen helfen, indem man den Kopf und den Hals während des Schluckens anhebt. Wenn Ihr Hund sein Körpergewicht nicht halten kann, wird Ihr Tierarzt möglicherweise eine Magensonde einführen. Wenn Ihr Hund eine Masse oder einen Fremdkörper verschluckt hat, kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein, um ihn zu entfernen.
Leben und Management
Es ist wichtig, dass Ihr Hund während der Behandlung ein gutes Körpergewicht hält. Wenn Ihr Hund keine Magensonde hat und Sie ihn von Hand füttern, sollten Sie ihm mehrere kleine Mahlzeiten am Tag geben, während er aufrecht sitzt. Sie müssen Ihren Hund nach jeder Mahlzeit 10 bis 15 Minuten lang aufrecht halten, um eine Aspirationspneumonie zu verhindern, die entsteht, wenn Nahrung in die Lunge eingeatmet wird.
Zu den Symptomen einer Aspirationspneumonie gehören Depression, Fieber, eitriger Nasenausfluss, Husten und/oder Atemprobleme. Sollte Ihr Hund jemals eines dieser Anzeichen zeigen, rufen Sie sofort Ihren Tierarzt an und/oder bringen Sie Ihren Hund zur sofortigen Behandlung in eine Notfall-Tierklinik.
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